Jetzt wird es ernst – denn hier trennt sich die Spreu vom Weizen. So vielversprechend die Vorteile klingen, die Nachteile von Influencer Marketing können erheblich sein und deine Marke nachhaltig beschädigen. Die folgenden Herausforderungen sind real, kostspielig und werden von vielen Unternehmen unterschätzt.
Glaubwürdigkeitsverlust durch Übersättigung: Das Holy-Problem
Das akuteste Problem ist die Übersättigung. „Du machst Instagram auf. Holy. Du scrollst durch TikTok. Holy. Du schaust ein YouTube Video. Holy“, fasst Saska die Situation zusammen.
Holy hat gerade ein krasses Momentum – aber sie müssen extrem aufpassen, dass es nicht zu einer massiven Übersättigung kommt. Sie dürfen nicht das Momentum ins Gegenteil umwandeln und ihre Brand komplett unglaubwürdig werden. Das ist das Schlimmste, was dir als Influencer Brand passieren kann.
Die Studie „State of German Influencer Marketing 2025“ zeigt, dass Authentizität mit 70 Prozent als wichtigster Erfolgsfaktor gilt (13), während gleichzeitig Marktsättigung zu den größten Herausforderungen zählt. Wenn Influencer mit völlig unterschiedlichen Zielgruppen plötzlich alle dasselbe Produkt bewerben, geht die Authentizität verloren.
Unsere Empfehlung: Sichert euch die Top Performer und führt diese Kooperationen mit nicht allzu krasser Penetranz fort. Das Testing sollte zurückgeschraubt werden. Schaut euch an: Passt die Zielgruppe? Passt das zur Brand? Hohe Sichtbarkeit ist ein Ergebnis von Performance und Nachfrage, nicht nur von Omnipräsenz.
Schlechte Briefings zerstören Kampagnen
„Ich halte irgendwas in die Kamera, lese dann halbherzig das Briefing ab und irgendwer wird das schon kaufen“, beschreibt Saska das Problem perfekt.
Es liegt an zwei Punkten: Der Creator, der nicht in der Lage ist, ein gutes Placement zu machen. Und die Brand, die in der Pflicht ist, einen Creator ordnungsgemäß zu briefen – so dass die Storyline stimmt, dass es glaubwürdig ist, dass das Produkt zum Creator passt, dass die Zielgruppe passt.
60 Prozent der Marken nennen die Messung des ROI als größte Herausforderung (17), was oft auf mangelnde Vorbereitung zurückzuführen ist. Wenn es auf beiden Seiten Versagen gibt, führt das zu halbherzigen Placements, die beiden Seiten schaden.
Unpassende Creator-Brand-Matches
Das Dating-App-Beispiel zeigt es deutlich: Eine Creatorin wurde angefragt, obwohl sie in einer Beziehung war. Die Brand meinte: „Warum kannst du nicht Single sein?“ Das ist nicht nur absurd – es ist geschäftsschädigend.
61 Prozent der Konsumenten glauben, dass Micro Influencer authentischeren Content erstellen (6). Communities haben ein feines Gespür dafür, wenn eine Kooperation nicht authentisch ist. Wenn du als Creator Haltung zeigst, kostet das buchstäblich Geld – aber genau diese Haltung macht langfristig den Unterschied.
Creator, die Nein sagen: Das Felix Vonderladen Beispiel
Es gibt auch positive Gegenbeispiele. Felix Vonderladen hat im Podcast erzählt: „Wenn eine Kooperation nicht passt und ich merke das während den ersten Aufnahmen, dann ist mir egal, wie viel Geld die zahlen, aber dann sage ich die ab.“
Genau darum geht’s: Es ist die Verantwortung von Brands, glaubwürdig zu sein und Creator nicht zu nötigen, einfach das Geld zu nehmen. Im Zweifel schadet der Creator seinem eigenen Ruf. 71 Prozent der Influencer bieten Rabatte für längerfristige Partnerschaften an (18), was zeigt, dass auch Creator an authentischen Kooperationen interessiert sind.
Reputationsrisiko und Komplexität
Unglaubwürdige Kampagnen wirken lange nach. Über die Hälfte der Influencer erlebt Online-Diskriminierung (19). Ein Fünftel der Konsumenten würde eher auf den Kauf verzichten, wenn Influencer in Negativ-Schlagzeilen geraten (20).
60,4 Prozent der Brands managen Kampagnen intern (21), wobei die größte Herausforderung ein Mangel an Tools und Workflows ist. Die Komplexität macht es erforderlich, entweder intern Expertise aufzubauen oder mit einer Influencer Marketing Agentur zusammenzuarbeiten.